„HIPP
HIPP! - HURRA! HURRA! HURRA!“ Es ist zwar schon wieder drei Tage her, aber am
17. Mai hatte Norwegen Nationalfeiertag; in diesem Jahr sogar seinen 199.
Jahrestag der norwegischen Verfassung. „Grautlerer med (nasjonal)dagen Norge!“
Und
wie man es ja immer wieder von Norwegen mitbekommt, geht es vor allem an diesem
Tag sehr patriotisch zu! Schon die Tage vorher wurden viele öffentliche Plätze,
wie z.B. der Kirchplatz oder geschmückt. Die Gärtner kamen vorbei und setzten
frische Blumen in die Beete und an den Laternenpfählen wurden jeweils 2 kleine
Norwegenflaggen befestigt. Am 17. Mai selber wurde mindestens die große Flagge
im Garten gehisst. viele hingen aber noch eine kleine Neben der Tür auf, oder 4
Kleine an der Hauswand in einer extra Befestigung! Ein Land im Zeichen der
Flagge und des Nationalstolzes.
Eine
weitere Besonderheit ist, dass die Kinder an diesem Tag an erster Stelle
stehen. Es gibt keine Militärsparaden, dafür große Umzüge mit Musikkorpsen
(Blaskappellen), Kindern, Familien, Organisationen und den Russen
(ausgesprochen Rüssen – also den Schülern der Abschlussklasse). Gegessen wird traditionell
pølse med brød – also Hot Dog, aber noch größer dürfte die Freude der Kinder
sein, dass sie an diesem Tag so viel Eis essen dürfen wie sie wollen :)
Und
was ziehen die Norweger an diesem besonderen Tag an?
Viele,
oder besser gesagt alle die sie haben ziehen eine Bunad an. Dies ist die
Nationaltracht, die sich vom Muster her Regional unterscheidet. Aber fragt mich
nicht, welche aus welcher Region kommt – es gibt sooo viele ;) Viele kleine
Kinder haben noch keine eigene Bunad, da diese sehr teuer ist (und dann meine
ich sehr teuer! Viele bekommen sie daher zur Konfirmation). Diese tragen dann
Kleidchen oder Anzüge, die an eine richtige Bunad erinnern. Die Pfadfinder
kamen mit ihrem Pfadfinderhemd und Schal. Ansonsten war die Kleidungsdevise:
chique!
|
Kristina, Elisabeth und Karen in Bunad |
Ich
kann nur sagen, dieser Tag ist echt besonders und alle fiebern drauf hin ;)
Für
mich ging es am Freitagmorgen mit Luisa, meiner Vorfreiwilligen die mich übers
Wochenende besuchen kam, um 7.30 zum Førresfjordenkindergarten. Von dort aus
startete der erste Umzug zum Førreschule. Mit dabei waren die Førre Musikkorps,
die Unterwegs Musikspielten und die
KM-Pfadfinder. Wir stellten somit das „Aufwachkommando“ dar, aber die ein oder
andere Familie war schon wach, stand auf dem Balkon und winkte und zu. An der
Schule angekommen gab es eine kurze Ansprache zum Nationaltag. Anschließen
wurde die Flagge gehisst und die Nationalhymne gesungen.
Im
Førrebedehus (einer Art Gemeindehaus) gab es Frühstück. Auch hier gab es
nochmal Worte zum Nationaltag und die Kinderhymne des Tage, sowie „Gud signe
vårt dyre fedreland“ (Gott segne unser teures Heimatland). Nach dem Frühstück
versammelten sich alle um 10 Uhr an der Schule von wo aus der große Umzug zur
Kirche beginnen sollte. Mit dabei alle Schüler der ersten bis siebten Klasse,
die Musikkorps, Drill, die Eltern, die Pfadfinder und immer mehr „Passanten“
die sich Unterwegs dem Zug anschlossen. Das war echt unglaublich, wie viele auf
dem „Rückweg“ an der Straße standen und sich später anschlossen. Alle in
Nationaltracht, mit Fähnchen und Rufen wie „Gratulerer med dagen!“ oder „Hipp
hipp – hurra!“
|
Auf dem Weg zur Schule... |
|
Flaggehissen an der Schule |
|
Auf dem (Rück)Weg zur Kirche |
Während
des Frühstücks bin ich gefragt worden, ob ich es merkwürdig finde würde, wie „extrem“
die Norweger ihren Nationaltag feierten. Ich muss sagen richtig merkwürdig fande
ich es nicht, da man es ja immer wieder von irgendwo gehört oder gelesen hat,
wie sie feiern. Jedoch war es doch etwas ungewohnt, das, was man vorher gelesen
und sich vorgestellt hat in Wirklichkeit zu erleben. Ich meine, ich hab ja nur
einen lokalen Teil des Ganzen miterlebt und dann das auf das ganze Land zu projizieren
– beeindruckend. Es ist einfach unbeschreiblich, wie stolz die Norweger auf ihr
Land sind.
Dies
wurde auch in der Predig im Gottesdienst deutlich. Nicht nur, dass zu Beginn
des Gottesdienstes die Nationalhymne gesungen wurde. Auch in der Predig wurde
immer wieder auf eine Stelle verwiesen: „Norske mann i hus og hytte, takk din
store Gud!“ – Norwegischer Mann in Haus und Hütte, danke deinem großen Gott! Spaßeshalber
meinte der Pastor auch noch: „Norwegischer Mann mit beidem Haus und Hütte“, da
viele heutzutage eine Hütte in den Bergen haben, und somit beides bestitzen.
Und auch die restlichen Lieder im Gottesdienst ließen einen gewissen
Nationalstolz nicht aus ;) So wurde nochmals „Gud signe vårt dyre fedreland“
sowie „Fargert er landet du oss gav“. In jeder der drei Strophen die wir sangen
kam mindestens einmal ein Hinweis auf Norwegen (Noreg auf nynorsk) vor: „signar
vårt land i nord og sud; såleis di åsyn lyser, Gud, over vårt Noreg i nåde“
(segne unser Land im Norden und Süden, damit dein Ansicht leuchtet, Gott, über
Norwegen in Gnade).
Nach
dem Gottesdienst haben Luisa und ich uns auf dem Weg zur Schule gemacht. Traditionell
haben wir uns dann einen Hot Dog als Lunch oder Mittag geholt und später noch
richtig leckere Kuchenstücke. Zum Eis haben wir es da leider nicht mehr
geschaff :( Für die Kinder gab es verschiedene Spiele wie z.B. Sackhüpfen,
Kartoffellauf/Eierlauf oder Gummistiefelweitwurf…
Anna,
die Tochter meiner Chefin, ist am Nachmittag noch nach Haugesund gefahren, um
dort mit dem Haugesund Ungdomskorps im Umzug zu spielen. Wir haben sie dann
begleitet und uns den Zug durch Haugesund angesehen. Hier war es nochmal viel
mehr, dass verschiedene Organisationen im Umzug beteiligt waren: FK Haugesund
(Fußballclub), Sportgruppen, Drill, Wandergruppen, Chöre, (Schul)korps,
Skiclubs…
|
Der Rathausplatz zwar ohne Menschen, dafür mit 12 Norwegenflaggen ;) |
|
Haugesund Ungdomskorps - Promotion für den großen Umzug |
|
Startklar für den Umzug |
Hier ein kleines Video der Haugesund Ungdomskorps,
wie sie Promotion für den Umzug machen ;)
Wow…ich
kann sagen, am Abend war ich ganz schön platt. Zum einem vom frühen Aufstehen,
aber mehr noch von den vielen neuen Eindrücken eines Norwegischen Nationaltags.
Man kann es einfach nicht anders beschreiben, wie ein Land im Ausnahmezustand:
Flaggen wo man nur hinschaut, traditionelle Kleidung, Umzüge, ausgelassene
Stimmung…
Mein
Ziel nach diesem Tag: einen norwegischen Nationalfeiertag in Oslo mitzuerleben!
:)